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Maurice Wilkins: Die DNA und ihre Entdecker

Hast du schon einmal von Maurice Wilkins gehört? Falls nicht, bist du damit sicher nicht allein. Obwohl sein Name vorwiegend in Fachkreisen bekannt ist, hat Wilkins im Bereich der Forschung Großes geleistet. Der aus Neuseeland stammende Atom- und Biophysiker war unter anderem an der Entdeckung der DNA beteiligt. Gemeinsam mit James Watson und Francis Crick erhielt er im Jahr 1962 für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Von Pongaroa nach Cambridge

Am 15. Dezember 1916 wurde Maurice Wilkins im neuseeländischen Ort Pongaroa geboren. Seine Eltern waren aus Irland eingewandert, der Vater verdiente den Lebensunterhalt als Arzt. Dass Maurice Wilkins die DNA entdecken sollte, war damals wohl noch nicht abzusehen, ein grundsätzliches Interesse an Forschung und Medizin schien ihm jedoch schon in die Wiege gelegt. Als der Junge sechs Jahre alt war, zog die Familie nach England.

1938 schloss Maurice Wilkins sein Physikstudium am St. John's College in Cambridge ab. Im Anschluss an sein Studium begann er, an der Birmingham University zu arbeiten. Seine Forschungsarbeit drehte sich zunächst vor allem um die Radartechnologie. Wissenschaftler waren zu dieser Zeit sehr gefragt – der Hauptgrund war allerdings das große Interesse an Entwicklungen für die Rüstungsindustrie, denn England befand sich im Krieg. Zwei Jahre später, nämlich 1940, beendete Wilkins seine Doktorarbeit zur Lumineszenz und Phosphoreszenz von Festkörpern. Viele seiner Forschungsergebnisse kommen noch heute in der Radartechnologie zum Einsatz.

Vor der DNA: Maurice Wilkins und die Atombombe

Im Jahr 1943 zog Maurice Wilkins erneut um – diesmal ging es mit den anderen Physikern der Birmingham University nach Berkeley im US-amerikanischen Staat Kalifornien. Während der Krieg andauerte, arbeitete Wilkins am so genannten „Manhattan Projects“, dem Atomwaffenprogramm der USA, und erforschte gemeinsam mit seinen Kollegen Moleküle und Atome. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Maurice Wilkins und den anderen Wissenschaftler nicht vollständig bewusst war, welche Konsequenzen ihre Arbeit haben sollte. Sämtliche naturwissenschaftlichen Fortschritte mit dem Potenzial, das Militär zu stärken, wurden zur damaligen Zeit stark gefördert und mit Hochdruck vorangetrieben.

Im weiteren Verlauf seiner Karriere distanzierte sich Maurice Wilkins entschieden von Atomwaffen. Die grausamen Folgen der Atombomben-Explosionen über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki im Jahr 1945 trugen dazu bei, dass der Wissenschaftler dieser Technologie den Rücken kehrte. Er äußerte sich später mehrfach sehr kritisch zu Themen der Rüstungsforschung, engagierte sich in Anti-Atomwaffen-Organisationen und begann, sich anderen Wissenschaftszweigen zu widmen: Wilkins wurde zu einem der Vorreiter im Bereich der Biophysik.

Wilkins beginnt, die DNA zu studieren

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs näherte sich Maurice Wilkins der DNA mit großen Schritten: Ab 1946 war er Mitglied eines wissenschaftlichen Teams der Biophysik am Londoner King’s College, wo er unter anderem an Biomolekülen und Nervenzellmembranen forschte. Dabei studierte er verschiedene Viren sowie Nukleinsäuren. Anfangs verwendete er vor allem Ultraschall und Mikroskope. Nach einiger Zeit begann er, für seine Analysen Röntgenstrahlen einzusetzen – so gelang es ihm, Bilder von DNA-Molekülen zu erzeugen. Nukleinsäuren wurden zum Hauptgebiet des Forschers.

Kollegen wider Willen: Maurice Wilkins und Rosalind Franklin

Am King’s College traf Maurice Wilkins später auf seine Forscherkollegin Rosalind Franklin, die sich ebenfalls mit Röntgentechnologie beschäftigte. Die ausgebildete Chemikerin war Spezialistin für die Röntgenstrukturanalyse kristallisierter Makromoleküle. Das Verhältnis zwischen Franklin und Wilkins galt als eher kühl, was sich zumindest teilweise auf Missverständnisse zu Beginn der Zusammenarbeit zurückführen lässt. Trotzdem führte die Kooperation der beiden zu wichtigen Erkenntnissen der DNA-Forschung.

In den 1950er Jahren entstand in wissenschaftlichen Kreisen ein Rennen um die Entschlüsselung der DNA. Wilkins kam schließlich der Gedanke, die Röntgenkristallographie einzusetzen, um die Nukleinsäuren im Detail zu analysieren. Mithilfe von Rosalind Franklins Expertenwissen war es möglich, Aufnahmen der DNA zu erstellen, die viel genauer waren als frühere Bilder. So fanden Wilkins und Franklin heraus, dass die DNA aus Phosphorsäuren, Nukleinbasen und Kohlenhydratverbindungen besteht.

Das Wettrennen um die Entschlüsselung der DNA

Beim Wettbewerb um neue bahnbrechende Erkenntnisse zur DNA stand Maurice Wilkins bereits in engem Kontakt mit den beiden Nachwuchsforschern James Watson und Francis Crick. Rosalind Franklin war an der Zusammenarbeit mit den beiden allerdings nicht interessiert. Wilkins gab ohne das Wissen seiner Kollegin einige ihrer unveröffentlichten Forschungsergebnisse an Watson und Crick weiter – diese führten die beiden letztendlich zum Ziel.

Geht es um die Entdeckung der DNA, werden meist in erster Linie die Namen Watson und Crick genannt. Die Theorien der beiden basierten allerdings ausschließlich auf den Erkenntnissen anderer Wissenschaftler. Für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix gelten Wilkins und Franklins Arbeiten als maßgeblich. 1953 veröffentlichten Watson und Crick die Forschungsergebnisse, 1962 erhielten sie gemeinsam mit Maurice Wilkins für die DNA-Entschlüsselung den Nobelpreis. Rosalind Franklin war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben und wurde auch nie nominiert.

Maurice Wilkins nach dem DNA-Erfolg

Auch nach der Entschlüsselung der DNA-Struktur blieb Maurice Wilkins sowohl der Biophysik als auch dem King’s College in London treu. Er wurde mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet und galt unter seinen Kollegen als bescheidener und zurückhaltender Mensch mit einem tiefen Interesse daran, die Wissenschaft für positive Entwicklungen in der Gesellschaft zu nutzen. Wilkins verstarb 2004 im Alter von 87 Jahren in einem Londoner Krankenhaus. Als dritter Mann im Erfolgsteam der DNA-Entdeckung gehört er zu den wichtigsten Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts.