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Rosalind Franklin und die Struktur der DNA

Es ist eine dieser Geschichten, die einen auch rund 70 Jahre nach ihrer Zeit staunend zurücklassen: Wir schreiben das Jahr 1951. Die Bio-Chemikerin Rosalind Franklin untersucht am Londoner King’s College Röntgenaufnahmen der DNA. Die Entschlüsselung der DNA-Struktur liegt förmlich in der Luft – ein baldiger Durchbruch scheint greifbar nah. Doch statt einer ganzen Reihe männlicher Kollegen, die um das Erreichen des wissenschaftlichen Meilensteins wetteifern, ist es Dr. Rosalind Franklin, die eines auf dem schwarz-weiß gekörnten Foto ganz deutlich erkennt: Die Struktur der DNA ist eine Doppelhelix.

Rosalind Franklin – Lebenslauf mit spannenden Brüchen

Im Jahr 1962 erhalten die bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Nachwuchswissenschaftler James Watson und Francis Crick den Nobelpreis in Chemie für die Entdeckung der DNA-Struktur. Rosalind Franklin ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Jahren verstorben und wird – völlig zu Unrecht – mit keinem Wort in der Dankesrede erwähnt. Wie es dazu kommen konnte? Werfen wir einen genaueren Blick auf die bewegte Biographie der lange verkannten Wissenschaftspionierin Rosalind Franklin:
  • Am 26. Juli 1920 als zweites Kind einer angesehenen jüdischen Familie in London geboren, entdeckt Rosalind Franklin bereits im Alter von sechs Jahren ihre Begeisterung für das Lösen mathematischer Aufgaben. Gemeinsam mit ihren aus Akademiker-Kreisen stammenden Eltern und den vier Geschwistern bereist sie die Welt. Auf renommierten Mädchen-Schulen erlangt Rosalind ein Bildungsniveau, das in dieser Zeit in der Regel eher Jungen vorbehalten ist und festigt ihr Interesse für die Naturwissenschaften. Im Alter von 17 Jahren besteht sie im Frühjahr 1938 die Zulassungsprüfung der Universität Cambridge. Dem Start einer beispiellosen akademischen Laufbahn scheint nichts im Wege zu stehen – wären da nicht die in den 1930er Jahren noch üblichen Ressentiments gegenüber weiblichen Studierenden.
  • Allen Widerständen zum Trotz bahnt sich Rosalind Franklin ihren Weg durch die männlich dominierte Domäne der Naturwissenschaften und besteht die Aufnahmeprüfung im Fach Chemie als Jahrgangsbeste. Sie studiert Naturwissenschaften mit einem Schwerpunkt auf Kristallographie und schließt ihr Studium mit einem Doktortitel in physikalischer Chemie ab. Von der mangelnden Akzeptanz ihrer männlichen Kollegen genervt, geht Franklin nach Paris, um am Laboratoire Central des Services Chimiques de L’Etat unter der Leitung von Jacques Mering zu arbeiten.
  • In Frankreich lernt Dr. Rosalind Franklin, Röntgenstrahlen zur Analyse der inneren Struktur von Holzkohle und Kohle einzusetzen und macht sich so einen Namen als anerkannte Wissenschaftlerin. Die hier erlernten Techniken setzt Franklin später zur Entschlüsselung der DNA-Struktur ein. Die Pariser Zeit im Kreis wertschätzender Kolleginnen und Kollegen soll zu ihren schönsten Lebensjahren werden.
  • Dem Ruf ihrer noch in England lebenden Eltern folgend, kehrt Rosalind Franklin 1950 nach London zurück. Dank eines dreijährigen Stipendiums erhält sie die Möglichkeit, an ihrer alten Wirkungsstätte weiterzuforschen. Rosalind lässt die in Frankreich begonnene Forschungsarbeit zögernd hinter sich und widmet sich am King’s College ganz der Untersuchung von DNA-Proben mittels Röntgenstrahlung. Maurice Wilkins, stellvertretender Leiter des Laboratoriums, hält Franklin lange Zeit für seine Assistentin und bemüht sich auch nach der Aufklärung des Missverständnisses nicht darum, sie als gleichgestellte Kollegin zu behandeln.
  • Dennoch treibt Rosalind Franklin ihre Forschungsarbeit unbeirrt voran. Eine besonders reine DNA-Probe dient als Grundlage für ihre Versuche mit Röntgenstrahlung. Gleichzeitig beginnt eine Art Wettlauf um die Enträtselung der DNA. Durch die Erkenntnis, dass es zwei Formen von DNA-Molekülen mit unterschiedlichem Wassergehalt gibt und dem Anfertigen entsprechender Aufnahmen, entwickelt Rosalind Franklin ein erstes Modell der DNA-Struktur als Doppelhelix.
  • Parallel wittern die jungen Wissenschaftler James Watson und Francis Crick die Möglichkeit, sich auf dem Gebiet der DNA-Erforschung einen Namen zu machen. Von Maurice Wilkins, der ohne Rosalinds Wissen bereits längere Zeit ihre Aufzeichnungen kopiert hatte, erhalten sie den entscheidenden Hinweis. Ihre Vermutung, die DNA bestehe aus mehreren Strängen, bestätigt sich mit einem Blick auf Rosalind Franklins berühmtes Foto.
  • Mit dem Einreichen eines wissenschaftlichen Berichtes über ihre Erkenntnisse spielt Rosalind Franklin Watson und Crick unwissentlich die noch fehlenden Informationen zu. Ein Vorstandsmitglied des Prüfkomitees hatte die vertraulichen Daten an die aufstrebenden Konkurrenten weitergegeben. Die Veröffentlichung ihres Artikels zur Doppelhelix-Struktur der DNA im Journal „Nature“ im Jahr 1953 legt den Grundstein für die spätere Nobelpreis-Auszeichnung James Watsons und Francis Cricks. Der ebenfalls im Magazin erschienene Artikel von Rosalind Franklin liest sich zu diesem Zeitpunkt nur noch wie eine Bestätigung dessen, was sich ohne ihr Zutun wohl nicht hätte beweisen lassen.
  • Im Jahr 1953 kehrt Rosalind Franklin nicht nur dem King’s College, sondern auch ihrer DNA-Forschung endgültig den Rücken. Mit dem Birkbeck College findet sie für weitere fünf Jahre eine neue akademische Heimat, in der sie sich der Erforschung von Viren widmet. 1958 stirbt die wissenschaftliche Mutter der DNA im Alter von nur 37 Jahren an den Folgen einer Krebs-Erkrankung. Eine Büste im Garten des Newnham College Cambridge erinnert heute an die lange unterschätzte Ausnahmewissenschaftlerin Rosalind Franklin und ihre richtungsweisenden Erkenntnisse zur Struktur der DNA.